Vor ein paar Tagen war für mich ein Tag und da lief gar nichts ...
Ich hatte die Nacht kaum geschlafen. Das Weckerklingeln riss mich aus dem Tiefschlaf. Kurz vor dem Alarm bin ich dann doch noch eingeschlafen. Ich fühlte mich wie gerädert. Es war der erste Schul- und Arbeitstag nach den Ferien, und wir mussten wieder früh raus. Das frühe Aufstehen war es nicht, das mir Kraft raubte. Ich bin ab und zu in den Ferien sehr früh aufgestanden und habe mich an den Schreibtisch gesetzt und gearbeitet - mit Freude. Diesmal war es anders, es fühlte sich grauenvoll an und ich war total niedergeschlagen.
Eines kommt zum Anderen. Auch mein Sohn war dann fast 10 Minuten zu spät, kam aber noch rechtzeitig in die Schule. Ich war total k.o. bis der Tag überhaupt richtig in Fahrt kam. In meinem Büro machte ich die wichtigsten Dinge, nur Routineabläufe, da ich zu mehr an diesem Tag nicht in der Lage war.
Zusammenhänge erkennen
Es dauerte ziemlich lange, bis mir dann der entscheidende Impuls kam, was bei mir los war:
Früher als ich noch in der Schule war, hatte ich diesen Zustand an jedem Ferienende. Ich hatte eine schlaflose oder mit Alpträumen durchzogene Nacht, manchmal sogar Panikattacken. Ich wusste nur damals nicht, dass man das so nennt und begann voller Angst den ersten Schultag.
Ich war immer eine gute bis sehr gute Schülerin. Trotzdem hatte ich Schul- und Prüfungsangst, was damals völlig unerkannt blieb. Die schlimmsten Tage waren für mich die Tage nach den Ferien.
In den Ferien war ich sehr ausgelassen und als die Schule wieder anfing hatte ich diese Angstzustände und schlaflosen Nächte.
Manchmal ist es so, dass längst vergangene Zustände und Ereignisse uns bis in die Gegenwart verfolgen. Wir ziehen sie in unserem Unterbewusstsein irgendwie mit uns mit - bis wir sie wirklich abschließen und beenden können. Und das ist auch so, wenn wir die zugrundeliegende tiefere Ursache, schon bearbeitet oder gelöst haben.
Bei mir war das der hohe Leistungsdruck, den ich mir selbst machte, weil ich den tiefen Glaubenssatz: "Wenn ich nichts leiste - also gute Noten habe - dann bin ich nichts Wert" ganz tief in mir hatte.
Das ist ein fataler, aber weit verbreiteter Glaubenssatz, den ich schon seit über 10 Jahren immer wieder bearbeitet und irgendwann auch ziemlich aufgelöst habe. Allein diese Erkenntnis, mit was meine Schlaflosigkeit und meine Niedergeschlagenheit an diesem Tag in Verbindung stand, hat mir schon viel geholfen.
Oft ist es gar nicht so leicht, die Ursache zu finden und den Zusammenhang zu verstehen. Jetzt wusste ich, dass das etwas Altes ist und dass ich das einfach nur noch einmal wirklich fühlen und anerkennen musste und es dann endgültig gehen lassen darf.
Lösungen finden
Ich machte meine Lieblings-Trauma-Ablöse-Technik und ließ es erstmal gut sein. Danach fühlte ich mich schon viel besser.
Am Abend setzte ich mich mit meinem Zeichenblock an den Tisch und zeichnete das, was mir im Leben wirklich wichtig ist, das, wofür mein Herz schlägt und was mir am Herzen liegt. Denn genau das ist es, was mich normalerweise am Morgen freudvoll aufstehen und mich auf den Tag freuen lässt. Das wollte ich zeichnen.
Es gab noch einen zweiten Grund, warum ich das Herz-Bild zeichnete: Zur Begrüßung der neuen Mitglieder in meinen Facebook-Gruppen wollte ich ein Herz(ens)-Bild haben. Dieses Bild soll die neuen Mitglieder herzlich Willkommen heißen. So verband ich kurzerhand die beiden Absichten und packte sie in eine Zeichnung.
Aus den einzelnen Herzen, die ich anfangs gezielt eingezeichnet hatte, ergab sich im Zeichenprozess ein zusätzliches großes Herz. In Schritt vier - Integration - des Basis-Algorithmus geht es nicht nur darum, Figuren zu finden und die Zeichnung farbig zu gestalten, sondern es geht v.a. darum, aus der Grundkomposition etwas Neues über die bisherigen Elemente hinaus zu gestalten.
Das Neue darf auch erst einmal unangenehm anmuten, weil wir mit diesem Schritt das Gewohnte, Alltägliche und das, was wir sowieso schon kennen, verlassen. So dachte ich mir gestern plötzlich: “Macht dieses große Herz über den anderen Herzen jetzt das ganze Bild kaputt?” Solche Schrecksekunden sind unsere Widerstände gegenüber dem Neuen, dem Schritt hinaus aus der Komfortzone und dem Schritt in unsere Selbstbestimmung
Da ist es wichtig, nicht diesen plötzlichen unangenehmen Momenten oder Sätzen zu glauben, sondern dir selbst und deinem Zeichenprozess zu vertrauen und weiterzuzeichnen, auch auf die Gefahr hin, dass das Bild dann “zerstört” ist.
Genau das sind diese Momente in der neurographischen Zeichnung, die unser Leben verändern, die wirkliche Transformation bringen. Bei mir war das in diesem Bild das große Herz in der Mitte, das ich dann auch fixiert habe.
Letztendlich bin ich dieser schlaflosen Nacht sehr dankbar. Denn sie hat mir etwas Altes noch einmal gezeigt, das ich als Ballast in meinem Unterbewusstsein mitgetragen habe und das ich nun lösen durfte.
Ich wünsche dir viele solche lösende Momente, denn sie fühlen sich einfach wunderbar an!